Stadionsanierung kennt keine Liga?

Oder: Macht der Standort eines Stadions den Unterschied? Sport Borussia Neunkirchen

VfB Borussia NeunkirchenVon Borussia-Online

Am 13. Februar war in der SZ zu lesen, dass die Stadt Saarbrücken und das Land 16 Millionen Euro in den Ludwigspark investieren werden. Im Artikel wird Harald Schindel, Baudezernent der Stadt Saarbrücken wie folgt zitiert:

„Das Stadion ist im Besitz der Stadt. Und wir müssen unseren Besitz schützen. Selbst wenn der FCS in der Oberliga spielt, sanieren wir unser Eigentum.“ Eine Aussage wie ein Fels in der Brandung des Verfalls!

Wer den ganzen Artikel lesen möchte, hier nochmal der Link

Der Ludwigspark wird also saniert. Die Kosten dafür: 10,7 Millionen Euro kommen vom Land, 5,3 Millionen von der Stadt Saarbrücken. Macht in Summe also 16 Millionen Euro. Dieses Geld wird also auf jeden Fall investiert – zur Not auch wenn der selbsternannte Leuchtturm in der Oberliga spielen sollte! Dies sind mehr als beachtliche Zahlen! Insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass die Stadt Saarbrücken zu den am höchsten verschuldeten Kommunen in ganz Deutschland gehört.

Der Schuldenberg, den die Stadt Saarbrücken angehäuft hat, beläuft sich auf rund 1 Milliarde Euro! Die Investition ist aber auch vor dem Hintergrund der Schuldenbremse des Landes beachtlich! Wir erinnern uns, dass parallel Diskussionen stattfinden, die Ausgaben bzw. Zuschüsse des Landes für die Universität des Landes drastisch zu kürzen – obwohl von der Universität sowohl wirtschaftliche wie auch positive demografische Aspekte ausgehen. In der Politikersprache wird in dieser Diskussion als „Argument“ gerne darauf verwiesen, dass es verschiedene Töpfe seien, um die es geht. Doch das ist Augenwischerei: Im Endeffekt gibt es nur einen Gesamttopf, aus dem die Kosten für die Universität und für die Sanierung des Ludwigspark bestritten werden.

Wir fassen die Situation in Saarbrücken zusammen: Trotz eines Spardiktates des Landes und einer enormen Verschuldung der Stadt Saarbrücken wird der Ludwigspark luxussaniert in Höhe von aktuell veranschlagten Kosten von 16 Millionen Euro – unabhängig davon, in welcher Liga der FC Saarbrücken spielen wird! Eine höchst bemerkenswerte Aussage!

Wie schaut parallel die Situation des Ellenfeld-Stadions aus?

Das Ellenfeld-Stadion um es noch mal in Erinnerung zu rufen ist in seiner Ausführung und Lage und auch seiner Historie ein Stadion, das geradezu einmalig in der deutschen Fussballgeschichte ist! Es könnte für die Stadt ein Alleinstellungsmerkmal darstellen, mit dem man werben könnte, sofern man es sinnvoll in einen Stadtentwicklungsplan aufnimmt.

Doch die Situation ist leider eine völlig andere.

Das Stadion gehört zwar der Stadt, die sich aber zurücklehnt und auf einen Vertrag verweist, in dem wohl festgeschrieben ist, dass der Nutzer das Stadion zu unterhalten hat. Diese Aussage machte wohl zur damaligen Situation für beide Seiten Sinn, als der Vertrag unterschrieben wurde. Doch heute muss man konstatieren, dass dieser Vertrag einem Verein wie Borussia Neunkirchen wirtschaftlich nicht gerecht werden kann. Es ist aus wirtschaftlichen Gründen in der Oberliga schlicht und ergreifend nicht möglich, dass der Verein mit eigenen Mitteln, das Ellenfeld-Stadion saniert, was dringendst Not tun würde. Fakt ist also, dass der Verein dies nicht schaffen kann und die Stadt auf einen Vertrag verweist, nach dem sie aus dem Schneider ist. Das ist definitiv nicht im Sinne des Gemeinwohls! Denn Borussia Neunkirchen ist nicht nur ein Fußballverein, sondern Teil des Gemeinwesens und erfüllt dabei vielfältige soziale Aufgaben:

So bedeutet die Nachwuchs- und Jugendarbeit in erster Linie ein gesellschaftliches Engagement, das von großer sozialer und sozialpolitischer Bedeutung ist. Borussia vermittelt unter anderem Selbstdisziplin, Fairness, Teamgeist und damit Sozialkompetenzen. Zusätzlich leistet Borussia damit einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Dies erkennt der DFB nicht nur an, wenn er urteilt: „Die integrative Kraft des Fußballs ist einzigartig und hilft insbesondere Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, in der Gemeinschaft Fuß zu fassen.“ Dementsprechend leistet Borussia Neunkirchen viel für das funktionierende Gemeinwesen. Zurück vom Gemeinwesen kommt leider sehr wenig.

Ein Beispiel hierzu: In der letzten Woche war zu beobachten, dass an der defekten Flutlichtanlage des Platzes der SV St. Ingbert im dortigen Mühlwaldstadion ein Leiterwagen der örtlichen Feuerwehr und ein Fahrzeug der Stadt St. Ingbert angerückt waren, um den Austausch vorzunehmen. (Bild dazu folgt).

In der gleichen Woche musste Borussia für defekte Leuchtmittel der Flutlichtanlage am neuen Kunstrasenplatz die Fahrzeuge, die zum Wechsel notwendig waren, anmieten! In St. Ingbert lebt man Gemeinwesen – in Neunkirchen kennt man offenbar selbst das Wort nicht!

Lampenwechsel

Kein ernstzunehmender Freund des Ellenfeldes erwartet von der Stadt eine Luxussanierung, die womöglich ähnliche Kosten verursacht wie sie aktuell in Saarbrücken bereits Tatsache sind. Aber wir dürfen erwarten, dass die Stadt Neunkirchen unsere Arbeit respektiert und uns dort unterstützt, wo es ihr möglich ist – im Sinne eines funktionierenden Gemeinwesens!

Darüber hinaus ist es eine unrealistische Farce, dem Verein – immer auf Hinweis des abgeschlossenen Vertrages – die Instandsetzung zu verweigern! Das Ellenfeld ist Eigentum der Stadt Neunkirchen und die Stadt ist im Sinne des Gemeinwohls diesem Eigentum verpflichtet. Genauso wie es der Herr Schindel in Saarbrücken zum Ausdruck gebracht hat. Zusätzlich erscheint es für Außenstehende überhaupt nicht nachvollziehbar, dass in den Verkaufsverhandlungen zwischen Stadt Neunkirchen und Familie Ferraro offenbar versucht wird, einen Passus unterzubringen, der lautet, der neue Besitzer habe das Stadion zu sanieren. Dies muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Die Stadt Neunkirchen zeigt sich über Jahre nicht aktiv und überlässt das Stadion dem Verfall. Bei einem Verkauf jedoch besteht man auf einer Sanierung durch den Erwerber. Das ist schlichtweg ein Treppenwitz, eine Farce.

Nein, der Erhalt einer sporthistorischen Kultstätte, die in Deutschland einzigartig ist, darf nicht zur Standortfrage verkommen. Was in Saarbrücken Realität wird, muss in Neunkirchen ebenfalls auf die Agenda der Politik!
Es geht nur zusammen! Stadt, Land, Saarländischer Fussballverband, Borussia Neunkirchen, Sportplanungskommission und Private (Familie Ferraro) sind aufgefordert, zusammen zu einer Lösung zu kommen!

Die Aufgabe ist zwischenzeitlich so groß geworden, dass sie von einem Partner alleine definitiv nicht zu stemmen ist. Wir erwarten einen Schulterschluss der Willigen! So wie das andernorts schon häufig demonstriert wurde. So z. B. auch in Zweibrücken, wo man in „Windeseile“ zusammen mit Verein, Stadt und Land die baulichen Maßnahmen ergriffen und umgesetzt hat, die es dem SVN Zweibrücken ermöglicht haben, zu Hause in Zweibrücken Regionalligaspiele stattfinden zu lassen. 1,5 Millionen wurden dafür investiert.

Was wir von der Neunkircher Politik erwarten, ist ein Bekenntnis zur Tradition der Stadt, ist ein Bekenntnis zum Ellenfeld. Dieser Schulterschluss wäre zumindest mal ein Anfang.

Um das Ellenfeld in der saarländischen Fußballwelt noch mal stärker auf die Agenda zu setzen, hat der Vorstand von Borussia Neunkirchen nun seine Bewerbung abgegeben zur Austragung des Finales im saarländischen Landespokal. Nachdem hier über Jahre eine zum Teil schwer nachvollziehbare Standortpolitik des SFV zu konstatieren war (Beispiel: SV Elversberg und Borussia Neunkirchen spielen in St. Wendel!), sollte sich nach unserer Meinung der SFV für den Gedanken erwärmen, das Pokalfinale ins Ellenfeld zu vergeben.

Es gibt im Saarland keinen besseren Rahmen zur Austragung dieses Spieles! Mehr noch: Nachdem es nun – man ist geneigt zu sagen „endlich“ – zukünftig einen festen Veranstaltungsort für das Hallenmaster geben wird, die Saarbrücker Saarlandhalle, regen wir an, auch für das Landespokalendspiel einen festen Austragungsort festzulegen – das Neunkircher Ellenfeldstadion! Im Übrigen läuft ja auch das große Vorbild, das Endspiel um den DFB-Pokal, seit Jahren in Berlin!

Wir appellieren an alle Entscheidungsträger, Flagge für das Ellenfeld zu zeigen!

•    Pro Landespokal 2014 im Ellenfeld
•    Pro ständiger Austragungsort des Landespokales im Ellenfeld
•    Pro Schulterschluss aller Entscheidungsträger in Politik und Sportverbänden für das Ellenfeld

Pro Ellenfeld!
Quelle: Borussia-Online

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