Programm für mehr Bildungsgerechtigkeit

Im Saarland werden 55 Schulen zu Startchancen-Schulen  Programm für mehr Bildungsgerechtigkeit

KMK-Präsidentin und Bildungsministerin des Saarlandes, Christine Streichert-Clivot, hat heute weitere Details zum Startchancenprogramm im Saarland bekanntgegeben. Insgesamt können 55 Schulen, darunter 28 Grundschulen, sechs Förderschulen, 16 Gemeinschaftsschulen und fünf berufliche Schulen die Vorgaben des Bundes anhand der im Saarland angelegten Kriterien Startchancen-Schulen werden. Mit dem Geld können die Schulen in eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung investieren, bekommen ein so genanntes Chancenbudget für bedarfsgerechte Lösungen zur Schul- und Unterrichtsentwicklung und können ihre multiprofessionellen Teams ausbauen. Ziel des Programms ist es, Schüler:innen in herausfordernden Lagen zielgenau zu unterstützen, ihre Basiskompetenzen zu stärken und ihre sozial-emotionale Entwicklung zu fördern. Die Maßnahmen sollen dazu beitragen den Zusammenhang von Bildungserfolg und sozialer Herkunft zu minimieren.

KMK-Präsidentin und saarländische Ministerin für Bildung und Kultur, Christine Streichert-Clivot: „Noch immer gibt es in Deutschland einen großen Zusammenhang zwischen der Herkunft eines Kindes, den finanziellen Möglichkeiten seiner Eltern und seinem späteren Bildungserfolg. Diese Ungleichheit wird nicht in der Schule erzeugt, sondern dort lediglich reproduziert. Genau hier setzt das Startchancenprogramm an. Gute Bildung entsteht, wenn sich Schule an den Bedürfnissen der Schulgemeinschaft ausrichtet. Und so wirkt das Startchancenprogramm auf mehreren Ebenen gleichzeitig – es fördert die Schülerinnen und Schüler, die Schulen selbst und das Bildungssystem insgesamt. Es ist ein wichtiges Signal, dass sich hier Bund und Länder der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe gemeinsam stellen.“

Das Startchancenprogramm adressiert bundesweit rund 4.000 Schulen und damit rund eine Million Schüler:innen: Im Saarland werden 55 Schulen und rund 17.000 Schüler:innen von dem Programm profitieren. Es startet noch in diesem Jahr zum 1. August 2024 und endet am 31. Juli 2034.
60 Prozent der teilnehmenden Schulen kommen aus dem Primarbereich (28 Grundschulen und fünf Förderschulen) und 40 Prozent sind weiterführende Schulen (16 Gemeinschaftsschulen und fünf Berufliche Schulen).
Im Saarland erfolgt die Auswahl der Schulen ausschließlich anhand der Benachteiligungsdimensionen Armut und Migration. Diese vom Bund gesetzten Kriterien lassen keine gleichmäßige regionale Vorab-Verteilung über das ganze Saarland zu. Das hat zur Folge, dass viele der nun ausgewählten Schulen in Ballungsgebieten liegen, heißt: vor allem im Regionalverband und im Landkreis Neunkirchen. Hier verfehlen überproportional viele Schüler:innen den Mindeststandard und haben schlechtere Bildungschancen als Kinder und Jugendliche in anderen Teilen des Saarlandes.

Alle Startchancen-Schulen sollen in den nächsten zehn Jahren über drei Programmsäulen gezielt unterstützt werden. Dabei knüpft das Startchancenprogramm in allen Säulen an bereits bestehende Programme an. Es flankiert zum Beispiel das saarländische Schulbauprogramm BAUSTEIN und die quartiersbezogene Armutsbekämpfung. Im Bereich der modernen Schul- und Unterrichtsentwicklung hat das MBK bereits im Oktober vergangenen Jahres die Unterstützungsprogramm „BASIS – Basale Kompetenzen an saarländischen Schulen individuell stärken“ gestartet.

Mit dem neu errichteten Bildungscampus können sich Bildungsakteure zukünftig zentral vernetzen und kooperieren. Er bündelt Ausbildung, Fort- und Weiterbildung der Lehrer:innen und hält Angebote für weitere pädagogische Berufsgruppen bereit.
Im Bereich der dritten Säule hat das Saarland mit der massiven Ausweitung und gesetzlichen Verankerung der Schulsozialarbeit bereits wichtige Weichen gestellt. Mit dem Geld aus dem Programm sollen Schulen die Möglichkeit bekommen, ihre multiprofessionellen Teams noch weiter auszuweiten. Professionen, die heute noch nicht an Schulen vertreten sind, aber dazu beitragen, Bedürfnisse der Schüler:innen zu erfüllen, können über Startchancen zusätzlich Teil der multiprofessionellen Teams werden.

I.Investitionsprogramm für eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung
In der ersten Säule finanziert der Bund 70 Prozent, Land und Kommunen sollen sich die restlichen 30 Prozent teilen. Um die Kommunen hier zu entlasten, übernimmt das Saarland den Kofinanzierungsanteil in Gänze.
Förderfähig sind Maßnahmen, die eine klimagerechte, barrierefreie, zeitgemäße, qualitätsvolle und förderliche Lernumgebung an den Startchancen-Schulen schaffen. Sowohl Neubau-, Umbau-, Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen, aber auch die Schaffung von individuellen Arbeitsplatzlösungen sowie Räumen für Besprechungen und Kollaboration, nachhaltige und lernförderliche Ausstattungen, Werkstätten, Kreativlabore oder Maker-Spaces sind förderfähig.

II.Chancenbudgets für bedarfsgerechte Schul- und Unterrichtsentwicklung
Säule II ist das pädagogische Herzstück des Startchancenprogramms. Über sie wird den Schulen ein schuleigenes und frei verfügbares Chancenbudget vom Bund in Höhe von 3,5 Millionen Euro jährlich für die Schul- und Unterrichtsentwicklung zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig soll es den Schulen überlassen werden, selbst zu entscheiden, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Schulen wissen oft am besten, wo welche Maßnahmen schulischen Alltag am zielführendsten sind. Für Säule II wird es keine Förderrichtlinie geben, sondern jeweils eine Projektvereinbarung zwischen MBK und Schulträger und eine Projektvereinbarung zwischen MBK und Schule nach standortspezifischen Bedarfen.