Interview mit der Landratskandidatin Tina Schöpfer

Die 3. Kandidaten stellten sich und ihre politischen Ideen vor. Interview mit der Landratskandidatin Tina Schöpfer (Grüne)

Von ZBS Redaktion

Tobias Hans (CDU), Sören Meng (SPD) und Tina Schöpfer (Grüne) stellen sich am Sonntag, 8. November, den Bürgern im Kreis Neunkirchen zur Landrats Wahl.

Wir haben die drei Kandidaten befragt, um mehr über die Menschen hinter den Politikern zu erfahren. Heute: Tina Schöpfer (Grüne) aus dem Neunkircher Kohlhof.

Bereits am 29.10.2015, stellten sich bei einer Podiumsdiskussion zur Landratswahl in der Illinger Illipse, die 3. Kandidatin für Fragen der Presse und der Bürgerinnen und Bürger.

Mehr als 400 Besucher waren gekommen, um die drei Bewerber Tobias Hans (CDU), Sören Meng (SPD) und Tina Schöpfer (Grüne) in direkter Auseinandersetzung zu erleben. Die Moderation übernahmen Manfred Krause (SZ) und Thomas Gerber (SR).

Auch wir haben unsere Fragen an die 3. Kandidaten in einem Interview gestellt. Alle 3 wurden getrennt dazu befragt. Unsere Fragen bezogen sich u.a. auf den sozialen Wohnungsbau, Jugendarbeit, Flüchtlinge, Online Medien, Veränderungen im Kreis u.e.m.

ZBS-Brandon Lee Posse
Sie haben sich entschlossen sich für die Wahl um das Amt des Landrates wählen zu lassen, was hat sie dazu bewegt?

Tina Schöpfer
Neunkirchen ist ein liebenswerter Landkreis, in dem ich gerne lebe. Er verdient es, gut gemanagt zu werden, um die vorhandenen Potenziale auszuschöpfen. Diese spannende Aufgabe würde ich gerne übernehmen. Dabei könnte ich viele persönliche und berufliche Erfahrungen einbringen. Als stellvertretende Referatsleiterin im Ministerium für Finanzen und Europa „kann ich Verwaltung“. Ich habe aber auch schon in Projekten und im Politikmanagement gearbeitet und mag kreative und unkonventionelle Herangehensweisen. Es liegt mir daher besonders am Herzen, den Kreis zu gestalten und nicht nur zu verwalten.

ZBS-Brandon Lee Posse
Können Sie sich und ihr Konzept für die Wahl, unseren Leser/innen ein wenig vorstellen.

Tina Schöpfer
Ich bin 39 und lebe glücklich verheiratet mit meinem Mann Christian Ruffing auf dem Kohlhof. Geboren und aufgewachsen bin ich in Ottweiler. Ich bin Politikwissenschaftlerin und Romanistin. Studiert habe ich in Saarbrücken und Perugia. Meine Freizeit verbringe ich am liebsten sportlich.
Für meine Kandidatur habe ich eine große Rückendeckung von Familie, Freunden und Partei. Dass viele Menschen auf mich zugekommen sind und meine Kandidatur begrüßt haben, motiviert mich. Es zeigt, dass viele Menschen auch mal etwas anderes wollen als immer nur CDU und SPD, die viele Spitzenjobs im Land unter sich aufteilen. Eine Landrätin der Grünen wäre ein echtes Novum. Als Mitglied einer kleineren Partei habe ich es natürlich ein wenig schwerer als meine Mitbewerber – allein schon was die Wahlkampfausgaben angeht. Es ist aber ohnehin nicht mein Ding, im Wahlkampf Berge an Papier zu produzieren. So will ich mit Plakaten und Flyern eine grundsätzliche Sichtbarkeit erreichen, es aber auch nicht übertreiben. Mein Wahlkampfslogan lautet „Erfrischend anders“. Ich spiele nicht auf Platz – mein Ziel ist es, die Stichwahl zu erreichen. Dafür habe ich mir mehrere Wochen unbezahlten Urlaub genommen, um mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch zu kommen. Daneben bin ich auch im Netz unterwegs, um dort ebenfalls auf meine Inhalte aufmerksam zu machen (www.tinaschöpfer.de).

ZBS-Brandon Lee Posse
Was wollen Sie besser bzw. anders machen als die frühere Landrätin Frau Cornelia Hoffmann-Bethscheider?

Tina Schöpfer
Zunächst einmal würde ich die vollen 10 Jahre im Amt bleiben. Denn nach drei Wahlen innerhalb von nur elf Jahren braucht unser Landkreis Verlässlichkeit. Bei wichtigen Entscheidungen will ich die Bürgerinnen und Bürger mehr mit einbeziehen. Sie sollen merken, dass im Landratsamt eine Frau sitzt, die sich kümmert. Das „Mitenanner schwätze“ ist mir ein besonderes Anliegen. Ich möchte einen runden Tisch „Kleinere und mittlere Unternehmen“ einrichten. Sie sind der Motor für unseren Kreis. Ich will die Zusammenarbeit zwischen Kreis und Kommunen stärken und mich mit den benachbarten Landkreisen abstimmen, z.B. in den Bereichen Tourismus, Nahverkehr und Naturschutz. Ich werde verstärkt Bürgersprechsstunden anbieten, um mich nach den Befindlichkeiten vor Ort zu erkundigen. Die Abstimmung zwischen Land und Kreis muss dringend besser werden. Es kann nicht sein, dass das Land z.B. einen neuen Investor für die Halde in Landsweiler-Reden sucht, der Kreis, der für die Halde das Tourismusmanagement betreibt, aber nicht mit am Tisch sitzt.

ZBS-Brandon Lee Posse
In der Vergangenheit haben sich in und außerhalb der sozialen Netzwerke sehr viele Informationsquellen gebildet, wie stehen Sie dazu und können sie sich vorstellen, diese als zukünftiger Landrat mit Nachrichten aus dem Kreis mehr zu unterstützen, ggf. wie

Tina Schöpfer
Wenn ich als Landrätin gewählt werde, ist klar, dass sich im Bereich Internet und soziale Medien etwas tun wird. Ich möchte die Internetseite des Kreises überarbeiten lassen. Wichtige Informationen und „offene Daten“ wie z.B. Geo- und Umweltdaten sollen barrierefrei zugänglich sein. Kreistagssitzungen werden live im Internet übetragen und die Videos auf der Internetseite des Kreises archiviert. Soziale Netzwerke wie z.B. Facebook will ich verstärkt nutzen, um mit den Menschen als Landrätin auch online ins Gespräch zu kommen und um über meine Arbeit zu berichten.

ZBS-Brandon Lee Posse
Wollen Sie Veränderungen im Landkreis vornehmen, ggf. an welchen
Stellen.

Tina Schöpfer
Eine große Herausforderung in unserem Landkreis ist der demografische Wandel. Ich will für eine gute Nahversorgung vor Ort kämpfen und eine schnelle Internetverbindung im gesamten Kreis sicherstellen. Das Angebot an Bussen und Sammeltaxis will ich erhalten und erweitern. Ich möchte den Kreis attraktiver für junge Menschen und Familien machen. Dazu gehört für mich ein wohnortnahes Ganztagssschulangebot, damit Eltern eine echte Wahl haben. Ebenso wichtig ist mir ein gutes Angebot an Kita-Plätzen. Damit Gründer*innen und Start ups sich bei uns ansiedeln, möchte ich „Coworking-Spaces“ einrichten. Das sind Büros, in denen Kleinunternehmer*innen verschiedener Branchen zusammenarbeiten. Verwaltungsintern möchte ich eine Stabsstelle zur Einwerbung von Fördermitteln der EU und anderen Ebenen einrichten, die auch die Gemeinden diesbezüglich berät. In den Bereichen Tourismus, Naturschutz und Landwirtschaft sehe ich hier großes Potenzial. Ich setze mich für einen klimafreundlichen Kreis ein – kreiseigene Gebäude sollen Vorreiter bei der Energieeinsparung und dem Einsatz regenerativer Energien werden.
Getreu dem Motto „global denken, lokal handeln“, werde ich mich dafür stark machen, dass sich unser Landkreis um den Titel „Fair Trade Kreis“ bewirbt.

ZBS-Brandon Lee Posse
Was wollen Sie in Sachen Flüchtlinge und Integration tun?

Tina Schöpfer
Die aktuelle Flüchlingssituation ist zugleich eine große Herausforderung und eine große Chance für unseren Kreis. Stichwort „demografischer Wandel“, den ich eben schon angesprochen habe. Es ist toll, dass es im Landkreis Neunkirchen eine besondere Willkommenskultur gibt und viele Ehrenamtliche sich mit außerordentlichem Engagement einbringen. Natürlich braucht es inbesondere aber auch hauptamtliche Strukturen, um die Herausforderung zu meistern. Darum will ich mich kümmern. Ich werde mich für eine gute soziale Betreuung der oft schwer traumatisierten Flüchtlinge einsetzen und Begegnungsstätten für Einheimische und Neuankömmlinge schaffen. Da die Sprache die Grundlage für eine gelungene Integration ist, werde ich für ein breitgefächertes, niedrigschwelliges Angebot an Sprachkursen unter Einbeziehung der Volkshochschule sorgen und die vielen Freiwilligeninitaitiven unterstützen.

ZBS-Brandon Lee Posse
Im Kreis fehlt eine Menge an Sozialwohnraum, können sie sich vorstellen dazu beizutragen diesen zu verbessern.

Tina Schöpfer
Das ist in der Tat ein wichtiges Handlungsfeld nicht nur wegen der aktuellen Flüchtlingskrise. Das Land kommt vielmehr seit geraumer Zeit seiner Aufgabe, sozialen Wohnraum zu schaffen, nicht mehr ausreichend nach. Deshalb werde ich in dieser Sache initiativ werden und auf das Land zugehen. Das Saarland erhält jährlich 6,5 Millionen Euro vom Bund für den sozialen Wohnungsbau. Seit 2014 ist aber die Zweckbindung der Mittel gefallen. Das nutzt die Große Koalition schamlos aus, indem sie einen erheblichen Teil der Mittel für andere Baumaßnahmen zweckentfremdet. So hat sie 2015 nur noch 5,5 Millionen für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung gestellt, 2016 und 2017 werden es nur noch 5 Millionen Euro sein. Der Antrag der Grünen im Landtag, die Mittel für den sozialen Wohnungsbau saarlandweit auf 12 Millionen Euro aufzustocken, um geeignete Wohnungen für sozial schwächere Menschen zu bauen, wurde leider abgelehnt. Ich werde in dieser Sache am Ball bleiben und entsprechende Gespräche suchen.

ZBS-Brandon Lee Posse
8. Jugendarbeit ist wichtig, wollen Sie hier mehr als in der Vergangenheit, die Kinder und Jugendarbeit wie Bildung, Jugendschutz, Kinder- und Jugendhilferecht (KJHG) sowie Freizeitgestaltung tun?

Tina Schöpfer
Die Kinder- und Jugendhilfe liegt mir sehr am Herzen. Besonders wichtig ist mir dabei, dass öffentliche und freie Jugendhilfe partnerschaftlich zusammenarbeiten. Kinder und Jugendliche haben einen Anspruch auf niedrigschwellige Informations-, Beratungs- und Mitsprachemöglichkeiten. Hier sehe ich im Kreis Neunkirchen Handlungsbedarf. Das gilt auch für den Bildungsbereich. Der Kreis ist zuständig für die weiterführenden Schulen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Schüler*innen die bestmögliche Bildung bekommen und gleichzeitig in ihrer Lebensentwicklung unterstützt werden. Deshalb werde ich dafür sorgen, dass die Schulen mehr Sozialarbeiter*innen bekommen, die fest in den Schulen integriert sind. Ebenso werde ich mich für mehr Schulpsycholog*innen stark machen.

Vielen Dank für das Interview viel Glück für ihr weiteres Engagement.und viel Erfolg für die Wahl am 8. November.

Das Interview führte Herr Brandon Lee Posse

foto.tina.schöpfer.

*Morgen erscheint das Interview mit Sören Meng (SPD)