„Ich bin jetzt e Saarlänner“

Serie über Geflüchtete in der Gemeinde Quierschied Teil 2 „Ich bin jetzt e Saarlänner“

In der Gemeinde Quierschied sind in den vergangenen Jahren immer wieder Geflüchtete heimisch geworden. Einige von ihnen – und ihre Geschichten – werden an dieser Stelle vorgestellt. Heute geht es um Aktham Al Barmawi.
Aktham Al Barmawi kam 2015 nach Deutschland. Zu Fuß flüchtete er aus seiner Heimatstadt Deraâ im Süden des Bürgerkriegslands Syrien in die Türkei. Von dort ging es für ihn in einem überfüllten Schlauchboot in etwa zweieinhalb Stunden über das Meer nach Griechenland. „Das war wirklich sehr gefährlich“, erinnert sich der 38-jähgrige Familienvater an die Überfahrt. Auf dem Festland ging es wieder zu Fuß weiter über Mazedonien, Serbien, Bulgarien und Österreich bis nach Deutschland. Im Juli 2015 kam er schließlich nach Quierschied. Seine Frau folgte ihm zusammen mit den drei Kindern im März 2016 im Rahmen des Familiennachzugs. Die Großeltern leben nach wie vor in Deraâ, das vor nicht allzu langer Zeit von Diktator Bashar Al-Assad zurückerobert wurde. „Meine Eltern waren in dieser Zeit in Gefahr, aber es geht ihnen den Umständen entsprechend gut“, erklärt Al Barmawi. Einer seiner beiden Brüder wohnt in München, der andere in Ägypten.
In Quierschied fühlen sich die Barmawis sehr wohl. Nachdem er seine Aufenthaltsgenehmigung hatte, arbeitete Al Barmawi drei Monate ehrenamtlich auf dem Bauhof der Gemeinde Quierschied. Danach absolvierte und bestand er die wichtigen Sprachkurse B1 und B2. Mittlerweile besitzt er sogar den deutschen Führerschein. Sohn Kais besucht die 7. Klasse der Gemeinschaftsschule in Quierschied, seine Schwester Laila, die in der Theatergruppe „Schams“ Theater spielt, geht in die 5. Klasse. Das Nesthäkchen Alma geht in den Kindergarten Maria Himmelfahrt. Vater Aktham studierte in Syriens Hauptstadt Damaskus Englische Literatur und ist von Beruf Englischlehrer. In Deutschland kann er vorerst nicht als Lehrer arbeiten: „Das ist zur Zeit etwas schwierig, weil ich zuerst fließend deutsch sprechen muss“, sagt er. Sein Deutsch ist – entgegen seiner bescheidenen Einschätzung – schon sehr gut. Allerdings müsste noch sein Abschluss-Zeugnis in Deutschland anerkannt werden. Seit dem 1. Juli dieses Jahres arbeitet Aktham Al Barmawi als Helfer-Assistent für den Schwestern Verband im Haus Hubwald in Eppelborn, wo Menschen mit Behinderungen leben. „Ich helfe den Bewohnerinnen und Bewohnern im Alltag, gehe mit ihnen spazieren, ins Café, gehe mit ihnen oder für sie einkaufen oder begleite sie zum Arzt“, zählt Al Barmawi auf und ergänzt: „Mir macht die Arbeit mit den Menschen sehr viel Spaß.“ Auch seine Frau Asmaa Alsayasna will arbeiten. Sie befindet sich derzeit in einer Arbeitsmaßnahme und ist in einer Quierschieder Kita tätig.
„Ich hoffe, dass wir die Möglichkeit haben, hier zu bleiben“, sagt Aktham Al Barmawi. Seine Aufenthaltserlaubnis läuft bald ab und die ganze Familie hofft auf eine Niederlassungserlaubnis. Die würde den Barmawis eine Zukunft in Deutschland ermöglichen. Weil sie sich durch die guten Sprachkenntnisse und mit Akthams Arbeitsstelle aktiv und erfolgreich integrieren, stehen die Chancen darauf gar nicht schlecht. „Es gibt zwar immer noch schwierige Situationen, aber Deutschland gefällt mir und meiner Familie sehr. Ich bin hier zufrieden. Ich arbeite und ich kann ein bisschen deutsch sprechen“, sagt er, „Das Wichtigste ist, dass es meinen Kindern hier sehr gut gefällt. Vor allem in Quierschied. Sie möchten nicht wieder umziehen.“ Der Härtetest fand Ende Juli statt: „Wir hatten die Möglichkeit, nach Eppelborn umzuziehen. Ich habe die Kinder gefragt und sie haben gesagt: ‚Nein! Geh doch alleine mit Mama. Wir bleiben hier‘“, erzählt er und lacht, „Also bleiben wir hier.“

text/foto.gemeinde quierschied
red.zbs