Corona-Pandemie belastet Tourismusbranche an der Saar erheblich

Geschäftslage deutlich verschlechtert, Insolvenzrisiko nimmt zu.  Corona-Pandemie belastet Tourismusbranche an der Saar erheblich

Wie nicht anders zu erwarten war, hat die Corona-Pandemie die saarländische Hotellerie, Gastronomie und Reisebranche erheblich getroffen. Das verdeutlicht die aktuelle Tourismusumfrage der IHK Saarland. Danach bewerten rund 60 Prozent der Betriebe in der Hotellerie die Geschäftslage der vergangenen sechs Monate mit schlecht. Hauptursächlich für diesen historisch schwachen Wert ist der tiefe Einbruch der Geschäftsreisen. Das Ergebnis deckt sich mit der rückläufigen Entwicklung bei den Übernachtungszahlen, die laut amtlicher Statistik zwischen Januar und September um ein Drittel unter dem Vorjahreswert liegen. In der Gastronomie vermelden 55 Prozent einen schlechten Geschäftsverlauf. Dass dieser Wert nicht noch höher ausfiel, ist im Wesentlichen dem langen und guten Sommer zu verdanken, der vielen Betrieben die Chance bot, Umsätze im Außenbereich zu erwirtschaften. In der Reisebranche berichten inzwischen alle Unternehmen über schlechte Geschäfte. „Die Ergebnisse machen deutlich, wie sehr das Gastgewerbe und die Tourismuswirtschaft trotz staatlicher Unterstützung unter dem Teil-Shutdown, fortgesetzten Reisebeschränkungen und fehlender Planungssicherheit leiden. Spätestens nach dem Jahreswechsel braucht die Branche dringend eine Perspektive, wie der Geschäftsbetrieb auch unter Corona-Bedingungen wieder möglich sein kann.“ So kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Heino Klingen die Ergebnisse der Umfrage, an der 138 Unternehmen mit rund 1.400 Beschäftigten teilgenommen haben.

Deutliche Umsatzrückgänge in der Hotellerie, Gastronomie und Reisebranche

Die Lagebeurteilungen werden untermauert durch schwache Umsatzzahlen. Acht von zehn Hotel- und Gastronomiebetrieben konnten bei den Einnahmen sowohl im Segment Geschäftsreisen als auch bei Urlaubsreisen bei Weitem nicht an das Vorjahresniveau anknüpfen. Ein Viertel der Hotelbetriebe rechnet daher für das Gesamtjahr mit Umsatzeinbußen von bis zu 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr, ein Fünftel mit einem Minus zwischen 25 und 50 Prozent und ein Drittel sogar mit mehr als 50 Prozent. Noch schlechter ist die Umsatzentwicklung in der Gastronomie. Hier geht rund die Hälfte der Unternehmen von Umsatzrückgängen in der Größenordnung von bis zu 50 Prozent aus, mehr als ein Viertel befürchtet sogar deutlich größere Einbrüche. Ausschlaggebend dürfte nicht zuletzt der Wegfall des Weihnachtsgeschäfts sein. Am schwierigsten ist die Situation in der Reisebranche. Hier vermelden 98 Prozent sinkende Umsätze. Nahezu alle Unternehmen rechnen für das Gesamtjahr mit einem Minus von mehr als der Hälfte des Vorjahresumsatzes.

Angesichts des schwierigen Umfelds verwundert es nicht, dass die Aussichten für die nächsten sechs Monate äußerst verhalten ausfallen. So gehen in der Hotellerie sieben von zehn Betrieben davon aus, dass sich die Geschäftslage verschlechtern wird. In der Gastronomie und in der Reisebranche fällt die Erwartungshaltung mit einem Anteil von 85 bzw. 98 Prozent noch erheblich skeptischer aus. Eine Rückkehr zur normalen Geschäftstätigkeit sieht die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen erst im Jahr 2022.

Eigenkapitalrückgänge und Liquiditätsengpässe belasten die Betriebe

Während als Risikofaktoren für eine positive Geschäftsentwicklung in allen vorangegangenen IHK-Saisonumfragen stets der Fachkräftemangel, steigende Arbeitskosten und die wachsende Bürokratie genannt wurden, bereiten den Betrieben nun insbesondere Eigenkapitalrückgänge und Liquiditätsengpässe Anlass zur Sorge. So musste mehr als die Hälfte der Hotelleriebetriebe und sogar zwei Drittel der Unternehmen in der Gastronomie seit Beginn der Corona-Krise auf Eigenkapitalreserven zurückgreifen, um ihre wirtschaftliche Situation zu stabilisieren. Vier von zehn Betrieben berichten bereits über Liquiditätsengpässe, in der Reisebranche sogar jeder zweite. „Trotz der nun anlaufenden Abschlagszahlungen aus der Novemberhilfe wird die Luft für die Betriebe immer dünner. Um die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern, müssen im nächsten Schritt auch die beantragten Mittel aus der Überbrückungshilfe zügig ausgezahlt werden. Zudem sollte die Landesregierung möglichst rasch ein Beratungsprogramm zur Vermeidung von Insolvenzen auflegen. Bereits in der Finanzkrise gelang es mit den ‚Runden Tischen‘ viele Betriebe zu retten“, so Klingen.

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red.zbs / mp