Bürgermeister im Regionalverband Saarbrücken schreiben an die Chefredaktion der SZ

Offener Brief der Bürgermeister im Regionalverband Saarbrücken an die Chefredaktion der Saarbrücker Zeitung Bürgermeister im Regionalverband Saarbrücken schreine an die Chefredaktion der SZ

Sehr geehrte Damen und Herren, als gewählte Repräsentanten der Bürgerinnen und Bürger im Regionalverband, aber auch als aufmerksame Leser der Saarbrücker Zeitung, schätzen wir seit jeher, mit der SZ ein Medium im Land zu haben, das uns zuverlässig über die gesellschaftlichen und politischen wie auch über die sportlichen und kulturellen Geschehnisse im Land und auch in unseren Heimatorten sowie den Nachbarkommunen informiert. Ausführlich, sachlich, kritisch und immer nah am Geschehen.
Die jüngsten Entwicklungen stoßen bei uns und den Bürgerinnen und Bürgern unserer Kommunen auf Unverständnis. Insbesondere die Zusammenlegung unterschiedlicher Lokalteile zum „Regionalverband Saarbrücken“ führte zu großer Unzufriedenheit. Es gibt Kommunen im Regionalverband, die nur noch ab und an Erwähnung finden – und wenn, dann auch nur in sehr kurzen Beiträgen. Nun wird im „neuen“ Lokalteil in der gleichen Quantität über insgesamt zehn Städte und Gemeinden – darunter die Landeshauptstadt Saarbrücken – berichtet wie vorher über drei oder vier Kommunen. De facto gibt es also deutlich weniger Platz für Berichte über Themen aus den einzelnen Kommunen. Und das, obwohl insgesamt 330.000 Menschen im Regionalverband leben, also ein Drittel der Einwohner des gesamten Saarlandes. Die übrigen zwei Drittel verteilen sich auf die verbliebenen sechs Lokalteile. Wie es ausgerechnet zu dieser Aufteilung kommen konnte, ist für uns nicht nachvollziehbar.
Sehr wohl bringen wir als Verantwortliche mitunter sehr finanzschwacher Kommunen Verständnis für schmerzliche Entscheidungen auf, die im Sinne der Wirtschaftlichkeit getroffen werden müssen. Auch sind wir uns der großen Herausforderung für Print-Verlage in Zeiten der Digitalisierung durchaus bewusst. Dennoch verwundert uns die Entscheidung, die Hauptlast dieser Entwicklung die Menschen im Regionalverband Saarbrücken tragen zu lassen. Durch die deutliche Reduzierung von Berichterstattung über Veranstaltungen und Aktivitäten insbesondere der hiesigen Vereine entledigt sich die Saarbrücker Zeitung ihres Alleinstellungsmerkmals, ihrer Kernkompetenz: der qualitativen lokalen Berichterstattung. Texte über Themen vom anderen geografischen Ende des Regionalverbands oder die Ausbreitung der Kulturinfos auf mehrere Seiten haben für viele Bürgerinnen und Bürger nicht die Relevanz wie ausführlichere Beiträge über Themen „vor der eigenen Haustür“.

Beispielhaft sei hier die vergleichsweise geringe Beachtung der Neujahrsempfänge genannt. Während über die Empfänge unserer Kommunen nur äußerst spärlich berichtet wurde, durften sich die Kolleginnen und Kollegen in benachbarten Kreisen und Redaktionen über ungleich größere und ausführlichere Berichte über ihre Neujahrsempfänge freuen. Als weiteres Beispiel dient die Berichterstattung anlässlich der Fastnachts-Veranstaltungen und -Aktivitäten. Diese Konsequenz aus der Zusammenlegung steht – wie der neue Zuschnitt an sich – in keinem Verhältnis zur Anzahl der Leserinnen und Leser in den jeweiligen Ortschaften oder Landstrichen.
Ähnlich wie Nähe und Relevanz in der Lokalberichterstattung bleibt mittlerweile leider auch die Aktualität der Printausgabe auf der Strecke. Die Ergebnisse wichtiger Sport-Ereignisse wie beispielsweise der Fußball-Champions League sucht man in der SZ am Folgetag leider vergeblich.
Die Leserinnen und Leser der Saarbrücker Zeitung wurden zwar im Dezember 2018 kurzfristig auf die nahenden Veränderungen hingewiesen, nicht aber über die schwerwiegenden Konsequenzen, die diese nach sich ziehen würden. Auch deshalb beklagen sich viele direkt bei uns. Hier hätten wir uns von der einzigen Tageszeitung im Saarland eine ehrlichere und transparenter Vorgehensweise gewünscht – also so, wie es Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei ihren Recherchen stets von uns einfordern. Aus diesem Grund leiten wir einige der offenen Fragen mit diesem Brief direkt an Sie weiter:

Wieso wurden alle Kommunen des Regionalverbands in einer Lokalausgabe zusammengefasst?
Wieso schwächt die Saarbrücker Zeitung die lokale Berichterstattung anstatt sie zu stärken und auszubauen?
Wieso müssen die Leserinnen und Leser die Einbußen in der Aktualität hinnehmen?
Wieso wurden die eingeleiteten Maßnahmen nicht vorab klar benannt und transparent kommuniziert?

Hochachtungsvoll,

die Bürgermeister von Friedrichsthal, Großrosseln, Heusweiler, Kleinblittersdorf, Püttlingen, Quierschied, Riegelsberg und Sulzbach.
Regionalverband Saarbrücken, 02. Mai 2019

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